Das Kloster Ettal reiht sich als Benediktinerkloster in die lange Tradition benediktinischer Glaubens- und Lebenspraxis ein. Benedikt von Nursia (gest. 547) gilt als der Vater des abendländischen Mönchtums und wurde im Jahr 1964 von Papst Paul VI. zum „Patron Europas“ erhoben. Paul VI. bezeichnete Benedikt von Nursia als „den Prediger des Friedens, den Gestalter der Einigkeit“.
Nicht umsonst wird der Hl. Benedikt auch „Vater vieler Völker“ genannt, hat doch der Benediktinerorden das Gesicht Europas mitgestaltet.
Einheit in der Vielfalt kann als ein Leitwert der europäischen Idee gelten. Diese völkerverbindende und friedensstiftende Idee Europas fußt nicht zuletzt auf der Frohbotschaft Christi, die an alle Menschen gerichtet ist. Bei aller berechtigten und wichtigen Wertschätzung des Eigenen, was identitätsstiftend ist, kann die Lebenswelt des anderen auch als Bereicherung und Horizonterweiterung erfahren werden.
Die Vielfalt des Lebens, welche auf diesem Benedikt-Pilgerweg in einer großen Fülle erlebbar ist, kann ihrerseits eine Bereicherung für den Menschen sein und Gott in seiner Schöpfung erfahrbar machen.
Ein Gebäude aus Stein wie die Klosteranlage oder die Basilika mag auf den ersten Blick vielleicht wenig mit dieser Lebensfülle der Schöpfung zu tun zu haben. Und doch können diese Gebäude in mindestens doppeltem Sinn „Orte des Lebens“ sein. Zunächst nicht nur als Wohnraum für Menschen, sondern auch für so manche Tierart wie z.B. Fledermäuse, die unter dem Kuppeldach oder auf Dachböden Unterschlupf suchen und ihre Jungen aufziehen. Und in einem zweiten Sinn stellt eine Kirche einen Ort lebendiger Begegnung von Gott und Mensch dar. Die barocke Ausgestaltung dieser Basilika möchte die himmlische Herrlichkeit, die Fülle des Lebens, ein Stück weit auf die Erde holen. In einem Kirchenführer aus dem Jahr 1965 heißt es v.a. mit Bezug auf das Deckenfresko: „Der beseligte Taumel der Putten lässt uns die Wonnefreuden der erlösten und verklärten Schöpfung ahnen. Himmlische Seligkeit, frohes Entzücken und andächtige Beschauung ist in den Raum gebannt. Das Ganze ist ein aufjubelnder Anruf Gottes, eine Bejahung seiner Schöpfung als unvergängliche Großtat, ein stummer Jubel in Form und Farbe.“ So kann dieser Kirchenraum einen Hinweis darauf geben, dass die Schöpfung in ihrer Vielfalt von Gott gewollt und angenommen ist und ihre Vollendung in Gott erfährt.
Sankt Benedikt lehrt: „Was immer du Gutes beginnst, bitte Gott inständig, er möge es vollenden.“
Deshalb bitten wir Dich, gütiger Gott: Zu Beginn unserer heutigen (Schul-)Arbeit, Du mögest selbst in uns vollenden, was Dich verherrlicht und uns den Weg zu Dir führt, durch Christus unseren Herrn.
Sende uns zu Hilfe den Heiligen Geist!
Das Licht der Wahrheit, dass es uns erleuchte, die Kraft des Höchsten, dass sie uns stärke!
Amen.Ettaler Schulgebet, basierend auf der Regel des Hl. Benedikt, Prolog 4.
Einen Kontrast zur barocken Pracht stellt die Winterkirche, ein Ort der Stille und des Gebets dar. Der Altar ruht auf zwölf Glas-Säulen – Symbol der 12 Jünger Jesu – mit der Aufschrift „Licht“ in verschiedenen Sprachen; auch dies ein Zeichen der Vielfalt. Die 13. Säule in der Mitte aus Gold – ein Symbol für Christus, der Einheit stiftet – trägt die griechische Aufschrift „phos – zoe“, d.h. „Licht – Leben“. Jesus Christus verheißt die „Fülle des Lebens“ (Joh 10,10) und ruft seine Jünger auf, „Licht der Welt“ (Mt 5,13) zu sein. Dies ist zugleich ein Aufruf auch an heutige Christus-Nachfolger und verwirklicht sich z.B. in einem Einsatz für eine gerechtere Welt und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung.
Nach christlicher Überzeugung ist die Mensch gewordene Gottheit der Urgrund von Licht und Leben. Mit dieser Überzeugung soll keine Antwort auf naturwissenschaftliche Fragestellungen gegeben werden, sondern auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Die gesamte Schöpfung ist von Gott getragen und in ihm geborgen. Die ruach, das hebräische Wort für Gottes Geist – in der Kuppel der Basilika an oberster Stelle im Symbol der Taube dargestellt – ist die lebensspendende Kraft Gottes.
„Dass Gott in allem verherrlicht werde“ (Regel des Hl. Benedikt 57,9), ist das große Anliegen Benedikts und dazu verhilft, alles Tun unter Gottes Segen zu stellen. Auch wenn der Benedikt-Pilgerweg hier an sein Ziel gelangt ist, geht unser Weg mit Gott weiter und so kann das Ettaler Schulgebet eine Anregung sein, unser Schaffen, uns selbst täglich neu Gott anzuvertrauen.
Sankt Benedikt lehrt: „Was immer du Gutes beginnst, bitte Gott inständig, er möge es vollenden.“
Deshalb bitten wir Dich, gütiger Gott: Zu Beginn unserer heutigen (Schul-)Arbeit, Du mögest selbst in uns vollenden, was Dich verherrlicht und uns den Weg zu Dir führt, durch Christus unseren Herrn.
Sende uns zu Hilfe den Heiligen Geist!
Das Licht der Wahrheit, dass es uns erleuchte, die Kraft des Höchsten, dass sie uns stärke!
Amen.Ettaler Schulgebet, basierend auf der Regel des Hl. Benedikt, Prolog 4.
Quellen:Alpenbiotopkartierung; Bayer. Landesamt für Umwelt; Aichele, D. & Schwegler, H.-W., Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Geerlings, Wilhelm – Die Tränen der Schwestern des Phaëton – Bernstein im Altertum. In: Ganzeleski, Michael & Slotta, Rainer, Bernstein – Tränen der Götter; Caselli, Giovanni & Dahms, Thomas, Via Romea, Stade-Mittenwald, Pilgerführer für Deutschland. Franziskus v. Assisi – Sämtliche Schriften.