Der Benedikt-Pilgerweg

Der Benedikt-Pilgerweg verläuft großteils auf der alten Via Romea (www.via-romea.de). Dies ist eine uralte Pilger- und Handelsstraße, die von Trondheim über Oslo, Hamburg, Gotha, Augsburg, Innsbruck, Bozen bis nach Rom führt. In der Reisechronik des Abtes Albert von Stade (bei Hamburg) aus den Jahren 1236/37 erwähnt dieser auf seiner Reise nach/von Rom auch den Ort Oberammergau. In der Römerzeit wurde der Weg als Handelsverbindung zwischen Venedig und Augsburg genutzt und schon lange davor, ca. 2.500 v.Chr. existierte auf dieser Route ein Ast der Bernsteinstraße von der Elbmündung an die Adria.

Ausgangspunkt Benediktweg: 82442 Saulgrub, Kirche St. Franziskus

Anfahrt zur Kirche St. Franziskus:

Mit der Bahn: Vom Bahnhof Saulgrub, der von Murnau und Oberammergau aus angefahren wird, sind es ca. 450 m zur Kirche St. Franziksus. Alternativ kann vom Bahnhof aus gleich in die Achelestraße eingebogen werden.

Mit dem Auto: Saulgrub ist über die B 23 zu erreichen. Parkplätze z.B. am Bürgersaal, Schmiedegasse oder am Bahnhof, Bahnhofweg.

Zurück zum Ausgangspunkt:

Mit dem Bus vom Klostergasthof Ettal nach Saulgrub Bahnhof bzw. nach Oberammergau und von dort mit dem Zug nach Saulgrub.

Weglänge und Anforderungen:
a) Hauptweg, kleinere steile Passagen bei Acheleschweig und am Altherrenweg, sonst fast eben. Ca. 24 km; festes Schuhwerk
b) Alternativweg, großteils ebene Wegstrecke. Ca. 19 km; festes Schuhwerk

Charakter der Tour: Der Hauptweg führt von Saulgrub vorbei am Eckfilz und an Streuwiesen über Acheleschwaig, Altenau, entlang der Ammer nach Unterammergau. Von dort geht es über den Altherrenweg mit Blick über das Pulvermoos durch Bergwiesen und Hangmoore nach Oberammergau und weiter entlang der Falkenwand zu den Kleinen Ammerquellen und durchs Ettaler Weidmoos. Vorbei an der Ettaler Mühle führt der Weg am Waldrand entlang zum Kloster Ettal.

Die Alternativroute verläuft ab Saulgrub nicht über Acheleschwaig, sondern über die Altenauer Straße nach Altenau. Ab Unterammergau verläuft die Alternativroute nicht über den Altherrenweg, sondern entlang der Ammer durchs Pulvermoos nach Oberammergau. Ansonsten ist der Weg identisch mit dem Hauptweg.

GPX File zum Download: Benediktweg und Alternativweg

Leporello Flyer des Benediktwegs zum Download: Benediktweg Leporello

Station A2

Streuwiesen bei Saulgrub

Streuwiesen sind typische Begleiter von Mooren. Sie entstehen oft auf nassen Standorten, auf Torfböden, jedoch auch auf mineralischem Untergrund. Ihre große Artenvielfalt wurde auch durch den Menschen geschaffen. Denn die einmal jährliche Mahd sorgt für das Gedeihen von vielen verschiedenen Pflanzenarten. Allerdings muss die Bewirtschaftung extensiv erfolgen, d.h. ohne den Einsatz von Düngemitteln, da ansonsten wenige Pflanzenarten bevorzugt und die restlichen verschwinden würden.

Streuwiesen können als ein kulturelles Denkmal betrachtet werden. Sind sie doch Zeugen einer Jahrhunderte alten Landbewirtschaftungsform, welche eine große Artenvielfalt hervorbrachte. Der Name leitet sich von der Verwendung des Mähgutes vorwiegend als Einstreu für Ställe ab. Ohne die jährliche Mahd würden etwa Schilfröhrichte aufwachsen oder eine Verbuschung stattfinden.

In den feuchten Streuwiesen lassen sich auch Hinweise auf Moorboden wie z.B. den fleischfressenden Sonnentau (Drosera rotundifolia), die Besenheide (Calluna vulgaris), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) oder Torfmoose (Sphagnum spec.) finden. Im Frühling können hier Trollblumen (Trollius europaeus), Mehlprimeln (Primula farinosa), verschiedene Knabenkräuter und Fieberklee (Menyanthes trifoliata) bestaunt werden.

Spiritueller Proviant

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens“ (Regel des Hl. Benedikt, Prolog 20)

Wenn sich der Mensch einlässt auf Gott, so ist der Hl. Benedikt überzeugt, ist er auf dem Weg des Lebens. Eine zentrale Richtschnur dafür ist das „Gehen unter der Führung des Evangeliums“ (RB, Prolog, 21). Es geht darum, innerlich lebendig zu werden. Dadurch können wir in Berührung mit unserem wahren Selbst kommen und erfahren, dass wir Teil eines lebendigen Beziehungsgeschehens mit anderen Menschen, mit unserer Mitwelt und mit Gott sind.
Artenreiche Lebensräume können ein Sinnbild dafür sein, dass auch unser Leben an der „Fülle des Lebens“ (Joh 10,10), die Gott schenkt, teilhaben soll.

Wo erfahre ich mich besonders lebendig?

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Station 3

Ammer

Der Ursprung der Ammer ist die Linder im Ammergebirge, welche bei Ettal zusammen mit den Kleinen und Großen Ammerquellen zur Ammer wird. Vor der Eiszeit floss die Ammer am heutigen Ettal vorbei und mündete in die Loisach. Gletscher füllten das Ammertal Richtung Ettal jedoch mit Schotter auf, sodass die Ammer ihre Fließrichtung änderte und seither im Ettaler Weidmoos Richtung Nordwesten abbiegt. Welche Kraft im Wasser steckt, beweist die über Jahrtausende gegrabene Ammerschlucht, die sich über 30 km erstreckt und die längste canyonartige Durchbruchstrecke Deutschlands darstellt. Die Ammer fließt in den Ammersee; diesen verlässt dann die Amper, welche bei Moosburg in die Isar mündet.

Die Ammer ist ein streckenweise intakter Alpenfluss, der von keinem Speicher oder Großkraftwerk zerschnitten ist. Gleichwohl ist die natürliche Dynamik durch Verbauungen oder landwirtschaftliche Tätigkeiten an einigen Abschnitten beeinträchtigt. Besonders wertvoll ist der Ammer-Oberlauf, wo die Linder noch große Umlagerungsflächen mit Kiesbänken aufweist. Solche Flussabschnitte nutzt z.B. der Flussuferläufer (Actitis hypoleucos). Er benötigt offene Flächen mit spärlicher Vegetation für sein Nest. Bei der Linder kommt hinzu, dass sie über viele Tage im Jahr im Kiesbett versickert. Zur Jungenaufzucht ist aber für den Flussuferläufer eine Wasserführung wichtig, da sich die Vögel im Uferbereich und Flachwasser von Insekten und deren Larven ernähren. Das schränkt die nutzbaren Abschnitte weiter ein. Das Hauptvorkommen befindet sich zwischen Altenau und Peißenberg.

Außerdem sind die Schluchtwälder, Moore und Streuwiesen, die den Flusslauf begleiten, von herausragendem Wert, was die Artenvielfalt betrifft. So brütet z.B. der Uhu (Bubo bubo) in der Ammerschlucht und im Fluss finden Fischarten wie die Bachforelle (Salmo trutta fario), die Äsche (Thymallus thymallus), der Huchen (Hucho hucho) oder die Koppe (Cottus gobio) einen Lebensraum.

Spiritueller Proviant

„Siebenmal am Tag singe ich dein Lob.“ (Psalm 119,164 und Regel des Hl. Benedikt16)

Die Arbeit immer wieder durch das Gebet zu unterbrechen, mehr noch, sie vom Gebet tragen zu lassen, kommt im benediktinschen ora et labora (bete und arbeite), welches noch durch et lege (und lies) ergänzt wird, zum Ausdruck. Der Fluss der Zeit soll also bewusst immer wieder unterbrochen werden, einen Rhythmus bekommen. Die Arbeit und das Studium sollen entsprechend Psalm 119 vom Lob Gottes getragen sein und in Gott verankert werden. Gott loben versetzt den Menschen in eine Haltung der Dankbarkeit und macht die Schöpfung zum Sakrament, d.h. zum Ort, wo Gottes Fülle und Gegenwart erlebt werden kann.

Was veranlasst mich zum Lob Gottes? Wofür bin ich dankbar?

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Station 4

Kochelfilz

Übergangsmoor, im Mittelgrund als schmaler Streifen das Hochmoor © B. Schwarz

Das Kochelfilz bei Unterammergau wurde 1987 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es ist ein weitgehend naturnahes Moor und umfasst ca. 80 Hektar. Es beherbergt neben dem namensgebenden Filz (=Hochmoor) auch Übergangsmoore (Übergang vom Niedermoor zum Hochmoor) und Streuwiesen.

Die Streuwiesen am Wegesrand erlauben Einblicke in die reichhaltige Artenvielfalt. So können im Frühjahr z.B. die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) oder die Trollblume (Trollius europaeus) in Blüte betrachtet werden.

Auf dem nassen Untergrund wachsen Schwingrasen, welche neben Moosen v.a. von Gräsern wie Rasenbinse (Trichophorum cespitosum), Alpen-Rasenbinse (Trichophorum alpinum) und Wollgras (Eriophorum angustifolium) geprägt sind.

Spiritueller Proviant

„Stehen wir so beim Psalmensingen, dass Herz und Stimme in Einklang sind.“ (Regel des Hl. Benedikt 19,7)

Dieser Einklang, von dem der Hl. Benedikt spricht, bezieht sich auf das Gebet und von dort aus auf die Arbeit und das ganze Leben. Er legt ans Herz, dass innere und äußere Haltung, dass Gebet und Arbeit, Denken und Tun im Einklang stehen sollen. Folge davon sind nicht nur Aufrichtigkeit und Redlichkeit, sondern auch eine innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Das Lob Gottes für das Leben, seine Schöpfung geht einher mit einer Wertschätzung und einem Einsatz zur Erhaltung dieser Vielfalt des Lebens.

Was hilft mir, meine Überzeugungen und Taten in Einklang zu bringen? Was macht mich zufrieden?

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Station 5

Ehemalige Flutmulde der Ammer

In der Nähe der Unterammergauer Kläranlage finden sich in einer ehemaligen Flutmulde der Ammer, die in diesem Abschnitt kanalartig begradigt wurde, artenreiche Streuwiesen. Der Teilbereich hin zur Schleifmühllaine kurz vor deren Mündung in die Ammer ist nasser und nährstoffärmer, was sich bereits augenscheinlich anhand geringerer Biomasse und einem lückigeren Wuchs erkennen lässt.

Geprägt wird dieser Bereich von einem schwachwüchsigen, überwiegend kalkarmen Niedermoor, welches von einem Mehlprimel-Kopfbinsenried gekennzeichnet ist, wie es bereits auf Streuwiesen am Rande des Kochelfilzes zu beobachten war. Hier wachsen auch das Sumpfherzblatt (Parnassia palustris), das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), die Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopsea) und die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Letztere blüht im Herbst und fruchtet im darauffolgenden Jahr. Sie enthält hochgiftige Glykoside, was bei einer Verwechslung ihrer Blätter mit dem Bärlauch bei Genuss tödlich ausgehen kann.

Spiritueller Proviant

„…damit alles zur rechten Zeit geschieht.“ (Regel des Hl. Benedikt 47,1)

Dem Hl. Benedikt ist es wichtig, dem Leben einen Rhythmus zu geben. Dazu verhelfen die Gebetszeiten, die sogenannten „Horen“ (von lateinisch hora = Stunde). Im Griechischen bedeutet horaios, was den Horen entspricht und zugleich auch „schön“. Was also zur rechten Zeit geschieht, wird als gut und schön empfunden. Dies ist typisch für eine Schöpfungsspiritualität, bei der Gebet und Arbeit (vgl. ora et labora) in gegenseitiger Ergänzung und Durchdringung stehen und welche aufmerksam ist gegenüber dem Rhythmus der Natur. Konkret wird das Einlassen auf diesen Rhythmus z.B. darin, dass artenreiche Wiesen zum rechten Zeitpunkt gemäht werden, um die Vielfalt zu erhalten. So gibt es für alles eine rechte Zeit.

Was schenkt mir Rhythmus in meinem Leben? Welche Ankerpunkte oder Rituale sind für mich im Tagesablauf wichtig?

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Station A6

Pulvermoos

Zwischen Unter- und Oberammergau erstreckt sich das bayernweit bedeutsame Talbodenquellmoor Pulvermoos. Neben der botanischen Vielfalt ist auch die Fauna hier sehr artenreich. So konnten im Pulvermoos 127 Vogelarten nachgewiesen werden. Eine Besonderheit ist der einzigartige Biotop-Gradient zu den ansteigenden Wiesmahdhängen im Aufacker-Hörnle-Gebiet. Diese Bergwiesen stellen ebenfalls einen sehr bedeutsamen, artenreichen Lebensraum dar. Deren Erhalt ist eine große Kulturleistung zahlreicher Landwirte. Auf den kräuterreichen Hängen finden z.B. auch Feldhasen (Lepus europaeus) gutes und v.a. gesundes Futter, was andernorts durch großflächiges Intensivgrünland oder Ackerbau nicht mehr der Fall ist.

Sibirische Schwertlilien (Iris sibirica) in Blüte mit Blick Richtung Oberammergau © B. Schwarz

Im Pulvermoos kommt noch das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) vor. Der Bestand dieses vom Aussterben bedrohten Wiesenbrüters ist in den letzten 20 Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Das hängt damit zusammen, dass in dieser Zeit 90% der für den Vogel wichtigen Brachflächen in Deutschland verloren gingen. Er benötigt diese höheren Strukturen vor allem als Singwarten und für seinen Nistplatz.

Der Großteil der ausgedehnten Niedermoorflächen wird von Davallseggenriedern und Mehlprimel-Kopfbinsenried geprägt. Dort, wo das Wasser weniger kalkreich ist, wächst verstärkt die Rasenbinse (Trichophorum cespitosum).

An Stellen, wo es zu Überstauungen kommt wie z.B. an Grabenrändern, sind Bestände der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica) anzutreffen. Diese Art ist im 20. Jahrhundert außerordentlich zurückgegangen. Grund dafür sind v.a. die intensive Nutzung, d.h. Düngung ihrer früheren Standorte. Umso wichtiger sind die verbliebenen Wuchsorte, welche einer jährlichen Mahd bedürfen.

Spiritueller Proviant

„Weißt du nicht, dass Gottes Geduld dich zur Umkehr führt?“ (Römerbrief 2,4 und Regel des Hl. Benedikt, Prolog 37)

Umkehr meint eine immer wieder notwendige Neu-Ausrichtung des Menschen auf das Gute, eine Hinwendung zu Gott (vgl. Mk 1,15). Papst Franziskus ruft in seiner Enzyklika Laudato si’ zu einer „ökologischen Umkehr“ auf, welche beinhaltet, alles, was aus der Begegnung mit Jesus Christus erwächst, in den Beziehungen zur Welt, die einem umgeben, zur Blüte zu bringen. „Die Berufung, Beschützer des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört wesentlich zu einem tugendhaften Leben; sie ist nicht etwas Fakultatives, noch ein sekundärer Aspekt der christlichen Erfahrung.“ (Laudato si‘, Nr. 217)

Wo kann ich zum „Beschützer des Werkes Gottes“ werden?

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Station A7

Hangmoore

Der Hangfuß des Aufacker-Hörnle-Gebirgszuges ist von struktur- und sehr artenreichen Flächen geprägt. Neben artenreichen Bergwiesen durchziehen die Hänge auch immer wieder Bäche und Quellrinnsale. An den Quellhorizonten kommt es zu einer terrassenförmigen „Versinterung“. Das ist eine mineralische Ablagerung von Kalk, welcher mithilfe von Moosen wie z.B. dem Starknervmoos (Palustriella commutata) aus dem zutage tretenden Wasser ausgefällt wird und krustenförmige Überzüge bildet.


Es bilden sich hier kleine Flach- bzw. Hangmoore. Typische Pflanzenarten sind hier das Rostrote Kopfried (Schoenus ferrugineus), Schilf (Phragmites australis) und Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium). Der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) besitzt hohle Stängel und Blattstiele, damit an nassen Standorten eine ausreichende Sauerstoffversorgung und ein Auftrieb gewährleistet ist.

Spiritueller Proviant

„…damit in allem Gott verherrlicht werde.“ (Regel des Hl. Benedikt 57,9)

Diese zentrale Botschaft in der Regel des Hl. Benedikt verändert den Blick auf die Welt. Es geht nicht mehr in erster Linie um Profit, nicht darum, möglichst viel zu haben. Wenn Gott in allem verherrlicht werden soll, geht es darum, Gottes dreifaltige Liebe in der Welt, im Alltag, in unserem Umfeld zu vergegenwärtigen. Die Sorge um die Schwachen und Armen, der achtsame, wertschätzende Umgang mit der Schöpfung, die Treue bei der Arbeit, im Gebet sowie zu unserer Berufung sind Beispiele für die Verherrlichung Gottes mitten im Alltag. Jeder Augenblick ist sozusagen eine Chance, Gott die Ehre zu geben.

Was heißt „Verherrlichung Gottes“ für mich?

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Station A8

Bergwiese – Ammergauer Wiesmahd

Entlang des Altherrenweges befinden sich zahlreiche Bergwiesen, welche großteils eine hohe Artenvielfalt aufweisen und hier „Wiesmahd-Hänge“ genannt werden. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die traditionelle extensive Bewirtschaftungsform, bei der die Wiesen nicht gedüngt und nur einmal im Jahr, im Juli oder August gemäht werden. Diese Wiesmahdhänge sind sehr artenreich und wurden als FFH-Gebiet „Ammertaler Wiesmahdhänge“ ausgewiesen.

In Bayern sind 11 Prozent der Landesfläche durch 746 Fauna-Flora-Habitat (FFH)-und Vogelschutzgebiete geschützt. Das ist der Beitrag Bayerns zum europäischen Natura 2000-Netzwerk. Damit entsteht ein EU-weites Schutzgebietsnetz, das wildlebenden, gefährdeten Arten grenzübergreifend einen Lebensraum bietet. Dies sind oft die letzten Rückzugsmöglichkeiten seltener Arten in einer intensiv genutzten Landschaft. Zugleich sind diese Räume meist der Inbegriff der schönen bayerischen Landschaft und fördern über einen sanften Tourismus oft die lokale Wirtschaft.

Große Bestände bilden in einigen Bereichen der Heilziest (Betonica officinalis) sowie das Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium). Während das Ochsenauge einen kalkhaltigen Boden braucht, zeigt die seltene und streng geschützte Arnika (Arnica montana) Bodensäure an. Diese kommt hier vermutlich durch Ablagerungen von silikathaltigem, d.h. saurem Gestein, das der Gletscher aus den Zentralalpen hierher transportierte, zustande. Auch die Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) gedeiht hier auf kalkarmen Stellen. Neben verschiedenen Knabenkräutern wie z.B. der Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopsea) blüht hier auch das unscheinbare Zweiblatt (Listera ovata), eine Orchidee. Durch häufiges Vorkommen auf diesen Flächen zeichnen sich auch das Echte Labkraut (Galium verum) und das Pfeifengras (Molinia caerulea) aus. Das Labkraut hat seinen Namen durch die einstige Verwendung bei der Käseherstellung, da es einen Stoff enthält, der wie das Lab-Enzym aus dem Kälbermagen Milch zum Gerinnen bringt.

Spiritueller Proviant

„…er tue alles mit Maß.“ (Regel des Hl. Benedikt 31,12)

Das Maßhalten (mensura) ist dem Hl. Benedikt ein wichtiges Anliegen. Voraussetzung dafür ist die discretio, die Gabe der Unterscheidung, welche der Hl. Benedikt als „Mutter aller Tugenden“ bezeichnet (RB 64,19). Ins Heute übertragen können Fragen des Maßhaltens z.B. sein: Wie sieht ein maßvoller Umgang mit dem eigenen Körper aus? Welches Arbeitsvolumen oder Engagement kann man sich selber in Beruf, Familie und Ehrenamt zumuten? Mit Blick auf die ökologischen Probleme schrieb Papst Benedikt XVI.: „Sie erfordern insbesondere eine durch Maßhalten und Solidarität gekennzeichnete Lebensweise mit neuen Regeln und Formen des Einsatzes.“ (Willst Du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung, 2010).

Wie sieht ein maßvoller Umgang mit der Natur aus? Was bedeutet Maßhalten für mich?

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Station 9

Kleine Ammerquellen

Niedermoorbach, nahe eines Quelltopfes der Kleinen Ammer © B. Schwarz

Die Kleinen Ammerquellen am Rande des Ettaler Weidmooses weisen eine sehr große Schüttung auf. Das Wasser stammt großteils von Versickerungen der Linder, westlich von Graswang. Hier tritt dieses Wasser wieder zutage. Ausgehend von ca. 30 z.T. recht tiefen und bis zu vier m breiten Quelltöpfen vereinigen sich die Niedermoor-Quellbäche zur Kleinen Ammer, die noch vor Oberammergau in die Ammer mündet.

In den Quellbächen wachsen dichte Armleuchteralgen-Bestände (Characeen), welche ein Indikator für besonders sauberes Wasser sind. Der ebenfalls vorkommende Haarblättrige Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus) braucht langsam fließendes und nur mäßig nährstoffreiches, kühles Wasser. Allerdings deuten an manchen Ufern der Quellbäche Nährstoffzeiger wie z.B. die Pestwurz (Petasites hybridus) auf einen zumindest lokal und zeitweilig erhöhten Nährstoffeintrag aus den z.T. angrenzenden Intensivwiesen hin. In den Bächen und an deren Rand gedeihen ansonsten z.B. die Wasser-Minze (Mentha aquatica), die Schnabel-Segge (Carex rostrata) und das Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides). Das saubere und nährstoffreiche Wasser bietet einen idealen Lebensraum für Bachforellen (Salmo trutta fario). An den Ufern sind außerdem z.T. kleine Weidengebüsche, etwa aus Lavendel- (Salix eleagnos) und Purpur-Weide (Salix purpurea) bestehend, vorhanden.

Die umliegenden Streuwiesen sind besonders artenreich. Auf diesen kommen regelmäßig das Pfeifengras (Molinia caerulea), das Rostrote Kopfried (Schoenus ferrugineus) und Schilf (Phragmites australis) vor. Zahlreiche Knabenkräuter wachsen hier ebenso wie der Gekielte Lauch (Allium carinatum) und der gefährdete Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea). Dieser hat eine recht späte Blütezeit; erste Blüten sind im Juli sichtbar, er kann jedoch bis in den Oktober hinein blühen.

Spiritueller Proviant

„Der Liebe zu Christus nichts vorziehen“ (Regel des Hl. Benedikt 4,21)

Hinter dieser Aussage steht die Überzeugung, dass eine lebendige Beziehung zu Christus Quelle eines „Lebens in Fülle“ (Joh 10,10) ist. Meister Eckhart schreibt: „Je mehr auf Gott bezogen, desto selbstständiger und selbstwirklicher.“ Zwischenmenschlich stehen wir in der Spannung zwischen Freiheit und Bindung, was die Gefahr einer Einengung beinhaltet. In Bezug auf Gott gilt dies nicht. Je näher wir Gott sind, desto mehr finden wir zu uns und desto freier werden wir. Liebe gibt es ihrem Wesen nach nur in Freiheit. Die Liebe zu Christus kann Quelle unserer Liebe zur Mitwelt werden.

Welche Quellen beleben mich? Was oder wen liebe ich?

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Station 10

Ettaler Weidmoos

Streuwiese im Ettaler Weidmoos nach der Herbstmahd © B. Schwarz

Das Ettaler Weidmoos stellt zusammen mit dem Pulvermoos (Station 6) eines der wichtigsten Tal-Streuwiesenbiotope im gesamten bayerischen Alpenraum dar. Dieser Moorkomplex ist durch Verlandung des einstigen nacheiszeitlichen Ammertal-Sees entstanden. Es weist zahlreiche Grundwasseraufstöße auf. Großteils handelt es sich um ein Niedermoor. Teilweise, v.a. im Osten liegen im Niedermoor leicht gewölbte Übergangsmoor-Buckel mit Tendenz zum Hochmoor. Hier kann die Entwicklung, das Aufwachsen eines Niedermoores zum Hochmoor beobachtet werden. Bis aus einem See ein Niedermoor und schließlich ein Hochmoor entstanden ist, vergehen Jahrhunderte oder gar Jahrtausende.

Auf den Niedermooren erstrecken sich über weite Bereiche Pfeifengras-Streuwiesen mit den hier zahlreich vorkommenden Kennarten Moor-Enzian (Swertia perennis), auch Tarant genannt, und Färber-Scharte (Serratula tinctoria). Der Moor-Enzian ist in Deutschland stark gefährdet. Gleiches gilt für das Karlsszepter (Pedicularis sceptrum-carolinum). Dieses Eiszeitrelikt hat im Ettaler Weidmoos und im Pulvermoos seine größten verbliebenen Bestände in Deutschland.

Im Frühling blühen auf den Streuwiesen in großer Zahl die Mehlprimel (Primula farinosa), der Stängellose Enzian (Gentiana clusii) und Orchideen wie die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) oder das Traunsteiner Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri). Auch der Alpenhelm (Bartsia alpina) und das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) sind auf den Streuwiesen vertreten.

Spiritueller Proviant

„Ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie gegenseitig in großer Geduld ertragen.“ (Regel des Hl. Benedikt 72,5)

Achtsamer und behutsamer Umgang ist in benediktinischer Tradition sowohl gegenüber der Schöpfung als auch gegenüber den Mitmenschen notwendig. Hierbei geht es nicht um ein resigniertes Ertragen der Schwächen der Anderen, sondern dahinter steht die Überzeugung, dass Schwächen durch Geduld und Liebe verwandelt werden können. Wer sich nur angenommen weiß, wenn er sich ändert, zieht sich meist in sich zurück; wer sich dagegen mit seinen Schwächen getragen weiß, wird offen für eine innere Wandlung. Schöpfungsspiritualität blendet Leid nicht aus, sondern verbindet es mit der Passion Christi in der Hoffnung auf Erlösung. Es geht um Liebe trotz aller Zerrissenheiten und Gegensätze im Vertrauen, dass diese nicht das letzte Wort haben.

Wo fühle ich mich angenommen?

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Station 11

Bergwald & Via Romea

Der Bergwald stellt in von Menschen bewohnten Tälern nicht nur einen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten dar, sondern leistet zugleich eine wichtige Schutzfunktion vor Lawinen und Muren. In den 1990er Jahren wurden an den hiesigen Berghängen große Flächen von zumeist Fichten-Monokulturen durch starke Stürme schwer geschädigt. Teilweise sorgte die nachfolgende Erosion sogar dafür, dass dort heute kein Wald mehr wachsen kann. Auf den meisten ehemals von Fichten dominierten Flächen wächst heute jedoch ein Mischwald heran.

Teilweise sind an den Hängen aber noch Bereiche mit Fichtendominanz zu erkennen, welche man besonders im Frühjahr nach dem Austrieb der Laubbäume durch den starken Farbkontrast erkennen kann. Mitten aus dem Bergwald erheben sich steile Felswände, welche in den süd- und westexponierten Lagen von an diesen Lebensraum angepassten Arten wie z.B. der Alpen-Aurikel (Primula auricula), dem Felsen-Baldrian (Valeriana saxatilis) oder dem Zwerg-Kreuzdorn (Rhamnus pumila) bewachsen werden.

Der hiesige Mischwald am Übergang zum Talboden wird v.a. von Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Buche (Fagus sylvatica), Esche (Fraxinus excelsior) und Fichte (Picea abies) geprägt. In der Krautschicht können v.a. im Frühjahr einige blühende Pflanzen ausgemacht werden. So wächst hier z.B. die giftige Einbeere (Paris quadrifolia) oder das seltene Schmalblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), eine Orchideenart. In Buchen-Mischwäldern häufig anzutreffen sind auch die Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon) und das Maiglöckchen (Convallaria majalis).

Spiritueller Proviant

„Alle Geräte und den gesamten Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät.“ (Regel des Hl. Benedikt 31,10)

Die nötige Haltung, die der Hl. Benedikt hier vom Cellerar, dem Verwalter des Klosters einfordert, bleibt nicht auf diesen beschränkt. Benediktinische Spiritualität erfordert, allem Arbeitsgerät und erst recht dem zu Bearbeitenden große Ehrfurcht und Achtsamkeit zuteilwerden zu lassen. Achtsamkeit soll eine Lebenshaltung werden, die getragen ist von Liebe und innerer Freiheit. Es geht nicht darum, möglichst viel zu leisten oder zu besitzen, sondern darum, das, was man tut, mit Bedacht, mit Maß, zur Förderung des Lebens und damit zur größeren Ehre Gottes zu tun. Das einzige, was kein Maß kennt und nie genug sein kann, ist die Liebe.

Was ist mir heilig, d.h. was ist mir wirklich wichtig?

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Station 12

Kloster Ettal

Das Kloster Ettal reiht sich als Benediktinerkloster in die lange Tradition benediktinischer Glaubens- und Lebenspraxis ein. Benedikt von Nursia (gest. 547) gilt als der Vater des abendländischen Mönchtums und wurde im Jahr 1964 von Papst Paul VI. zum „Patron Europas“ erhoben. Paul VI. bezeichnete Benedikt von Nursia als „den Prediger des Friedens, den Gestalter der Einigkeit“.

Nicht umsonst wird der Hl. Benedikt auch „Vater vieler Völker“ genannt, hat doch der Benediktinerorden das Gesicht Europas mitgestaltet.
Einheit in der Vielfalt kann als ein Leitwert der europäischen Idee gelten. Diese völkerverbindende und friedensstiftende Idee Europas fußt nicht zuletzt auf der Frohbotschaft Christi, die an alle Menschen gerichtet ist. Bei aller berechtigten und wichtigen Wertschätzung des Eigenen, was identitätsstiftend ist, kann die Lebenswelt des anderen auch als Bereicherung und Horizonterweiterung erfahren werden.

Die Vielfalt des Lebens, welche auf diesem Benedikt-Pilgerweg in einer großen Fülle erlebbar ist, kann ihrerseits eine Bereicherung für den Menschen sein und Gott in seiner Schöpfung erfahrbar machen.

Ein Gebäude aus Stein wie die Klosteranlage oder die Basilika mag auf den ersten Blick vielleicht wenig mit dieser Lebensfülle der Schöpfung zu tun zu haben. Und doch können diese Gebäude in mindestens doppeltem Sinn „Orte des Lebens“ sein. Zunächst nicht nur als Wohnraum für Menschen, sondern auch für so manche Tierart wie z.B. Fledermäuse, die unter dem Kuppeldach oder auf Dachböden Unterschlupf suchen und ihre Jungen aufziehen. Und in einem zweiten Sinn stellt eine Kirche einen Ort lebendiger Begegnung von Gott und Mensch dar. Die barocke Ausgestaltung dieser Basilika möchte die himmlische Herrlichkeit, die Fülle des Lebens, ein Stück weit auf die Erde holen. In einem Kirchenführer aus dem Jahr 1965 heißt es v.a. mit Bezug auf das Deckenfresko: „Der beseligte Taumel der Putten lässt uns die Wonnefreuden der erlösten und verklärten Schöpfung ahnen. Himmlische Seligkeit, frohes Entzücken und andächtige Beschauung ist in den Raum gebannt. Das Ganze ist ein aufjubelnder Anruf Gottes, eine Bejahung seiner Schöpfung als unvergängliche Großtat, ein stummer Jubel in Form und Farbe.“ So kann dieser Kirchenraum einen Hinweis darauf geben, dass die Schöpfung in ihrer Vielfalt von Gott gewollt und angenommen ist und ihre Vollendung in Gott erfährt.

Gebet

Sankt Benedikt lehrt: „Was immer du Gutes beginnst, bitte Gott inständig, er möge es vollenden.“
Deshalb bitten wir Dich, gütiger Gott: Zu Beginn unserer heutigen (Schul-)Arbeit, Du mögest selbst in uns vollenden, was Dich verherrlicht und uns den Weg zu Dir führt, durch Christus unseren Herrn.
Sende uns zu Hilfe den Heiligen Geist!
Das Licht der Wahrheit, dass es uns erleuchte, die Kraft des Höchsten, dass sie uns stärke!
Amen.

Ettaler Schulgebet, basierend auf der Regel des Hl. Benedikt, Prolog 4.

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