Totholz ist weit mehr als totes Holz. Es dient zahlreichen Insekten, Vögeln, Pilzen, Flechten, und Moosen als Nahrung, als Lebensraum, als Ort der Jungenaufzucht usw. Eine Spechthöhle beispielsweise kann über Jahre vielen Vogelfamilien als Kinderstube dienen. Dabei nutzen auch viele andere Tierarten verlassene Spechthöhlen. Selbst Fledermäuse verbringen den Tag über häufig in Totholz.
Sowohl das stehende als auch das liegende Totholz ist ein Ort des Lebens. Liegendes Totholz z.B. als Grundlage, auf der junge Bäume keimen können. Im Bergwald schützt es zudem vor Steinschlag und Lawinen.
Totholz ist außerdem ein Indikator für biologische Vielfalt, das heißt, dort, wo es viel Totholz gibt, gibt es auch eine große Biodiversität. Hauptsächlich Pilze sind in der Lage, das chemisch widerstandsfähige Holz zu zersetzen.
Mit zunehmender Höhe steigt im Bergwald natürlicherweise das Vorkommen der Fichte (Picea abies). Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) ist eine Art, die charakteristisch für naturnahe Fichtenwälder mit einem hohen Totholzanteil ist. Er kann sogar als eine „Schirmart“ bezeichnet werden, womit gemeint ist, dass sein Schutz auch vielen anderen Arten zugutekommt. Und zwar auf direktem Weg, wenn sie z.B. seine Brut- und Schlafhöhlen weiter nutzen und indirekt, weil ein Lebensraum, wie er für den Dreizehenspecht wichtig ist, gleichsam automatisch eine große Biodiversität beherbergt. Der Dreizehenspecht ist ein natürlicher Feind des Borkenkäfers. Er frisst pro Tag um die 2.000 Borkenkäfer, was übers Jahr verteilt fast 20 Mal so viele Käfer sind, wie sie mit einer Borkenkäferfalle gefangen werden.
„Durch den gottlosen Irrwahn der verblendeten Menschenseelen welkt die grünende Lebenskraft dahin.“ (Hildegard v. Bingen, Der Mensch in der Verantwortung)
Hildegard von Bingen sah bereits in ihrer Zeit den teilweise rücksichtslosen Umgang des Menschen mit der Natur und klagt gleichsam prophetisch den oft zutage tretenden Größenwahn des Menschen an, welcher die grünende Lebenskraft, das heißt die Natur zerstört. Papst Franziskus schreibt: „Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“ (Laudato si‘, Nr. 139). Die Naturzerstörung hängt oft mit einer Geisteshaltung der bloßen Profitsteigerung, der Ausbeutung und Verschwendung zusammen. Daher sind für die Bewältigung der ökologischen Krise auch Veränderungen im Denken und Handeln der Menschen nötig. Leben zu fördern erfordert gleichsam das „Abtöten“ und Überwinden lebensschädlicher Verhaltensweisen.
Wo stehe ich auf der Seite des Lebens? Wo kann ich Leben noch mehr fördern?
Ein hohes Totholzvorkommen sollte nicht auf Reservate oder Wildnis-Schutzgebieten beschränkt bleiben, sondern auch im forstwirtschaftlich genutzten Wald in ausreichender Menge vorhanden sein. Untersuchungen zeigen, dass z.B. bei einem Schwellenwert von unter 20 m³ Totholz pro Hektar die Wahrscheinlichkeit, dass Dreizehenspechte vorkommen, drastisch abnimmt. Viele Totholz-Spezialisten, also bestimmte Vögel, Insekten und Pilze, die ohne Totholz nicht existieren können, benötigen auf kleinerem Raum größere Mengen Totholz. Dazu kann man bei der Bewirtschaftung „Alt- und Totholzinseln“ stehen lassen. Diese müssen im Wald nicht gleichmäßig verteilt sein, sollten aber auf der gesamten Fläche „Trittsteine“ für Totholznutzer bereitstellen. Solche Maßnahmen setzt die moderne Forstwirtschaft auf Staatswaldflächen in Naturschutzkonzepten um.
„Durch den gottlosen Irrwahn der verblendeten Menschenseelen welkt die grünende Lebenskraft dahin.“ (Hildegard v. Bingen, Der Mensch in der Verantwortung)
Hildegard von Bingen sah bereits in ihrer Zeit den teilweise rücksichtslosen Umgang des Menschen mit der Natur und klagt gleichsam prophetisch den oft zutage tretenden Größenwahn des Menschen an, welcher die grünende Lebenskraft, das heißt die Natur zerstört. Papst Franziskus schreibt: „Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“ (Laudato si‘, Nr. 139). Die Naturzerstörung hängt oft mit einer Geisteshaltung der bloßen Profitsteigerung, der Ausbeutung und Verschwendung zusammen. Daher sind für die Bewältigung der ökologischen Krise auch Veränderungen im Denken und Handeln der Menschen nötig. Leben zu fördern erfordert gleichsam das „Abtöten“ und Überwinden lebensschädlicher Verhaltensweisen.
Wo stehe ich auf der Seite des Lebens? Wo kann ich Leben noch mehr fördern?
Quellen: Alpenbiotopkartierung; Bayer. Landesamt für Umwelt; Bütler, Rita & Schlaeper, Rudolphe, Wie viel Totholz braucht der Wald?, Schweizer. Z. f. Forstwesen 155 (2004), S. 31-37; Hildegard von Bingen, der Mensch in der Verantwortung, 1986.