Station 9

Rund ums Königshaus

Das Schachenhaus (1866 m ü. N.N.) wurde ursprünglich als Versorgungshaus des Königshauses errichtet. Dieses wiederum wurde in den Jahren 1869 bis 1871 erbaut. Von außen lässt das Königshaus kaum erahnen, welch fremde Welt sich im Inneren verbirgt. Ein orientalischer Prunksaal mit Springbrunnen, Pfauenfedern, Kronleuchtern, bunten Teppichen und Vasen versetzt einem in die Welt von „Tausend und einer Nacht“. Der nur ca. 100 m vom Königshaus entfernte Alpengarten führt ebenfalls in fremde Welten. Denn in ihm lassen sich neben heimischen Pflanzen auch Gebirgspflanzen aus aller Welt betrachten.

Doch auch die Natur rund um das Königshaus lässt den Pflanzenkundigen bisweilen vielleicht den Eindruck gewinnen, in einer „fremden Welt“ zu sein. Denn für Gewöhnlich sind die Nördlichen Kalkalpen und damit auch das Wettersteingebirge dafür bekannt, Kalkböden mit der entsprechenden typischen Vegetation aufzuweisen.
Nun lassen sich am Schachen aber neben diesen typischen kalktoleranten Pflanzen auch Arten entdecken, die oft genau als die Vertreter der „Kalk-Pflanze“ auf den Silikatböden der Zentralalpen gelten. So ist die Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum) typisch für einen Kalkuntergrund, die Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), die keine Wimpernhaare an den Blättern hat, dagegen typisch für Silikatböden. Die Latsche (Pinus mugo) ist eine kalktolerante Art, ihre Position in der Krummholzzone über der Waldgrenze wird in den Zentralalpen von der Grünerle (Alnus viridis) eingenommen. Dass am Schachen die kalktoleranten und die kalkmeidenden Arten auf engem Raum nebeneinander vorkommen, liegt am geologischen Untergrund. Neben dem Wettersteinkalk gibt es hier an einigen Stellen Raiblerschichten, das sind Meeresablagerungen von Flachwasserbereichen des Tethys-Meeres. Auf diesem Gestein sind die Böden karbonatarm, tiefgründig und feuchter als auf Wettersteinkalk. Die Ablagerungen der Zirben- und Latschennadeln sorgen außerdem für lokale Versauerungen des Bodens, weshalb an einigen Stellen Pflanzen gedeihen, die normalerweise auf saurem Silikat-Untergrund wachsen.

Spiritueller Proviant

„Oh edelste Grünkraft, die in der Sonne du wurzelst.“ (Hildegard von Binden, Wisse die Wege)

Immer wieder begegnet man in Hildegards Schriften der auch auf diesem Pilgerweg schon erwähnten „Grünkraft“. Die Grünkraft steht in engem Verhältnis zur Sonne, zum Licht. Ohne Licht gibt es keine Grünkraft. Auch im biologischen Sinne könnte kein grünes Blatt ohne Sonnenlicht existieren. Die grüne Farbe tut nachweislich nicht nur dem menschlichen Auge und Geist gut, da sie beruhigend und ausgleichend wirkt, sondern sie steht zugleich für Lebendigkeit. Daher vergleicht Hildegard die Grünkraft auch immer wieder mit der Seele, die tote Materie lebendig macht.

Worin wurzle ich? Was bringt mich zum „Blühen“?


Hinter dem Königshaus führt ein Weg zum Aussichtspunkt – Kanzel oder Gloriette genannt – ins Reintal, den bereits König Ludwig II. als Ausblick schätzte. Über dem Reintal, welches von der Partnach durchzogen wird, erhebt sich das Zugspitzmassiv. Auf dem Weg zur Kanzel durchquert man Bereiche mit Raiblerschichten. Hier können Grünerlen und Rostblättrige Alpenrosen gesehen werden.

In der subalpinen Hochstaudenflur wachsen z.B. der Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina), der Graue Alpendost (Adenostyles alliariae), der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) und der Ungarische Enzian (Gentiana pannonica). Auch der Weiße Germer (Veratrum album) und der Gelbe Enzian (Gentiana lutea), dessen Wurzeln zur Herstellung des Enzian-Schnapses verwendet wird, gedeihen hier. Beide Arten haben ähnliche Blätter, jedoch sind sie beim Germer wechselständig am Stängel angeordnet, beim Gelben Enzian dagegen gegenständig.

Spiritueller Proviant

„Oh edelste Grünkraft, die in der Sonne du wurzelst.“ (Hildegard von Binden, Wisse die Wege)

Immer wieder begegnet man in Hildegards Schriften der auch auf diesem Pilgerweg schon erwähnten „Grünkraft“. Die Grünkraft steht in engem Verhältnis zur Sonne, zum Licht. Ohne Licht gibt es keine Grünkraft. Auch im biologischen Sinne könnte kein grünes Blatt ohne Sonnenlicht existieren. Die grüne Farbe tut nachweislich nicht nur dem menschlichen Auge und Geist gut, da sie beruhigend und ausgleichend wirkt, sondern sie steht zugleich für Lebendigkeit. Daher vergleicht Hildegard die Grünkraft auch immer wieder mit der Seele, die tote Materie lebendig macht.

Worin wurzle ich? Was bringt mich zum „Blühen“?

Quellen: Alpenbiotopkartierung; Bayer. Landesamt für Umwelt; Bätzing, Werner, Die Alpen, Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, 2015; Doposcheg, Josef, Berge und Pflanzen in der Landschaft Werdenfels, 1938; Veit, Heinz, Die Alpen, Geoökologie und Landschaftsentwicklung, 2002; Hildegard von Bingen, Scivias, Wisse die Wege, 1991.

Nach einer Etappe über Geröllfelder führt der Weg hinunter zur Schachenalm und dann auf dem Königsweg hinauf zum Schachenhaus. (1.600 m)
Der Königsweg führt über die Schachenalm hinauf zum Schachenhaus. (1.600 m)