Oberhalb der Wettersteinalm waren bereits die ersten Zirben (Pinus cembra) zu sehen. Je höher man steigt lösen sie zusammen mit ihrer „Schwesternart“, der Latsche (Pinus mugo), die Fichte (Picea abies) in der Häufigkeit ab und bilden zusammen mit wenigen Exemplaren von Fichten, Ebereschen (Sorbus aucuparia) und Grün-Erlen (Alnus viridis) in der subalpinen Höhenstufe zunächst die Wald- und dann auch die Baumgrenze. Subalpine Fichtenwälder und die darüber liegenden Zirbenbestände mit Latschen prägen die subalpine Höhenstufe.
Die Zirbe, auch Arve genannt, ist eine 5-nadelige Kiefernart, das heißt bei ihr sitzen an den Kurztrieben jeweils fünf Nadeln in einem Büschel, im Gegensatz zu der Waldkiefer (Pinus sylvestris) oder der Latsche (Pinus mugo), bei denen nur jeweils zwei Nadeln zusammenstehen.
Die Zirbe ist in dieser Gegend eine absolute Seltenheit. Sie hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Zentralalpen, in einer kontinental geprägten Klimazone. Im Vergleich zum ozeanisch geprägten Klima der Randalpen ist es in den Zentralalpen trockener und die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sowie Tag und Nacht sind größer. Die Zirbe ist sehr frosthart und erträgt Temperaturen bis -40°C, kommt also mit extremen Frösten in den kontinental geprägten Zentralalpen zurecht. Sie wird in den Zentralalpen durch die sommerlichen Strahlungsverhältnisse mit einer raschen Erwärmung bereits im Juni – bedingt durch geringe Niederschläge – begünstigt. In den Nordalpen wird ihr Vorkommen durch die im Vergleich zu den Zentralalpen höheren Niederschläge und damit verbundene Krankheitserreger, v.a. Pilze deutlich begrenzt.
Zirben wachsen aufgrund der kurzen Vegetationsperiode langsam und sind oft schon über 100 Jahre alt, ehe sie eine Höhe von 10 m erreichen.
„Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten.“ (Hildegard v. Bingen, Welt und Mensch)
Hildegard von Bingen erkannte bereits das, was man heute in der Ökologie als Vernetzung bezeichnet. Die Zirbe und der Tannenhäher sind ein Beispiel für das enge Zusammenspiel verschiedener Arten. Geistlich ausgedrückt lässt sich mit Hildegard auch von einer „Symphonie“ der Schöpfung sprechen – die einzelnen Kreaturen sind also aufeinander abgestimmt und klingen zusammen.
Womit fühle ich mich verbunden? Wir gestalte ich die Beziehungen zu dem, was mich umgibt?
Das Vorkommen der Zirbe am Schachen stellt zusammen mit dem auf der Reiteralm in Berchtesgaden das größte in den Nördlichen Kalkalpen dar. Sie bevorzugt ausreichend frische Böden, meidet also zu trockene Stellen. Am Schachen wächst sie daher v.a. über den feuchteren Raiblerschichten, kann aber auch auf Wettersteinkalk gedeihen, wenn dieser eine genügend dicke Humusauflage hat. Ihr Nadelabfall sorgt im Laufe der Zeit selbst für einen wasserspeichernden Humusboden.
Die Zirbe ist in Kaltzeiten aus Sibirien in die Alpen gewandert. Heute lassen sich die höherwüchsige Sibirische Zirbe (Pinus sibirica) und die in den Alpen vorkommende Zirbe (Pinus cembra) unterscheiden.
Hinsichtlich ihrer Ausbreitung lebt die Zirbe in einer Symbiose mit dem Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes). Dieser ernährt sich von den Zirbensamen und legt Verstecke für den Winter an. Ein einzelner Tannenhäher kann mehr als 10.000 Verstecke besitzen. Etwa 20% der Verstecke werden von den Tannenhähern vergessen. Die Ausbreitung der Zirbe erfolgt fast nur durch die Tannenhäher.
Hin und wieder kann zwischen den Zirben- und Latschenbeständen niederliegend auch der Wacholder (Juniperus communis) ausgemacht werden und auf den Rasen zwischen den Latschen blüht bisweilen der Deutsche Fransenenzian (Gentianella germanica). Häufig ist in dieser Zone die Bewimperte Alpenrose (Rhododenron hirsutum) anzutreffen.
„Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten.“ (Hildegard v. Bingen, Welt und Mensch)
Hildegard von Bingen erkannte bereits das, was man heute in der Ökologie als Vernetzung bezeichnet. Die Zirbe und der Tannenhäher sind ein Beispiel für das enge Zusammenspiel verschiedener Arten. Geistlich ausgedrückt lässt sich mit Hildegard auch von einer „Symphonie“ der Schöpfung sprechen – die einzelnen Kreaturen sind also aufeinander abgestimmt und klingen zusammen.
Womit fühle ich mich verbunden? Wir gestalte ich die Beziehungen zu dem, was mich umgibt?
Quellen: Alpenbiotopkartierung; Bayer. Landesamt für Umwelt; Cadullo, Giovanni & de Rigo, Daniele, Pinus cembra in Europe, distribition, habitat, usage and threats, European atlas of forest tree species, 2016, S. 120f.; Bätzing, Werner, Die Alpen, Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, 2015; Ellenberg, Heinz & Leuschner, Christoph, Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 2010; Veit, Heinz, Die Alpen, Geoökologie und Landschaftsentwicklung, 2002; Hildegard von Bingen, Welt und Mensch, 2013.